Das bildungspolitische Interesse in Deutschland an dem Bereich der Frühen Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Unter anderem haben der sogenannte „PISA – Schock“ von 2001 als Reaktion auf das schlechte Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler in der internationalen Schulleistungsstudie PISA und die Ergebnisse neurowissenschaftlicher Forschung dazu beigetragen, dass die Frühe Bildung stärker in den Fokus von Gesellschaft und Politik gerückt ist (vgl. BMBF, 2021).
Aufgrund einer durch diese Ergebnisse und Erkenntnisse bedingten Weiterentwicklung der Kindertageseinrichtung (Kita) zu einem Bildungsort, entstand eine Professionalisierungsdebatte in deren Verlauf der Qualifizierungsbedarf pädagogischer Fachkräfte zum zentralen Thema wurde. Dabei wurde vor allem der Sinn und Nutzen einer Akademisierung der Fachkräfte intensiv diskutiert.
Angeheizt wurde diese Qualitätsdebatte im Jahr 2013 durch den gesetzlichen Anspruch auf Kindertagesbetreuung für jedes Kind ab dem 2. Lebensjahr. Mit einer derart hohen Zahl an interessierten Eltern hatten die politisch Verantwortlichen nicht gerechnet und in der Folge auch nicht geplant. Kalkuliert wurde mit einer Soll-Versorgungsgröße von 35 Prozent (%), doch zwei Jahre später beanspruchten 73 % der Eltern von zweijährigen und 55 % der Eltern der einjährigen Kinder einen Betreuungsplatz, 2019 lagen diese Werte schon bei 81 %, beziehungsweise bei 64 % (vgl. iwd, 2020).
Der u.a. auch daraus resultierende hohe Bedarf an Plätzen in Kindertageseinrichtungen (Kitas) hatte direkten Einfluss auf die Aus-und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte. Im Schuljahr 2014/15 begannen deutschlandweit 43 % mehr Personen eine Ausbildung in dem Bereich der Frühen Bildung als sieben Jahre zuvor. Für die grundständige, klassische Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin und Erzieher entschieden sich sogar 71% mehr.
Nicht nur die formale Ausbildung, sondern auch die Nachfrage und Teilnahme an non-formalen Bildungsmöglichkeiten stieg kontinuierlich an. In 2015 nahmen 39 % der Fachkräfte aus Kitas privat oder beruflich an mindestens einer Fort-oder Weiterbildungsveranstaltung im Jahr teil. Im Vergleich zu den Teilnahmequoten des Gesamtarbeitsmarktes (19 %) ist die Bereitschaft und die Möglichkeit, sich weiterzubilden, überdurchschnittlich ausgebildet (vgl. Fachkräftebarometer, 2018, Zahl des Monats Oktober).
Vor dem Hintergrund einer sich expansiv entwickelnden Nachfrage nach pädagogischen Fachkräften in Kitas und steigenden Anforderungen an die Qualität der pädagogischen Arbeit werden konkret und zeitnah an- und umsetzbare Lösungsansätze gesucht.
Ausgehend von der Annahme, dass Personalentwicklungsmaßnahmen (PE-Maßnahmen) ein geeigneter Lösungsansatz der Qualitätsentwicklung in Kitas sein können, wird die PE als Gegenstand dieser Arbeit näher betrachtet. Zur Konkretisierung der oben dargestellten Problematik werden dazu im Folgenden zunächst weitere aktuelle Themen der Kindertagesbetreuung aus unterschiedlichen Perspektiven thematisiert. Daran anschließend wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich Ansätze und Methoden der modernen PE aktuell im Feld der Kitas widerspiegeln. Grundlage der Betrachtung sind die aktuellen Publikationen des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) und der Weiterbildungsinitiative frühpädagogischer Fachkräfte (WiFF). Ziel ist es, in diesen aktuellen Untersuchungsergebnissen Analogien und Unterschiede zu den Anforderungen an eine moderne PE, wie sie von den Kaiserslauterner Wissenschaftlern Antje Krämer-Stürzel und Rolf Arnold beschrieben werden, zu finden. Den gesamten Artikel finden Sie hier.